Donnerstag, 9. März 2017

Das Plunder-Wunder

Das meiste, was auf Flohmärkten und in Brockenhäusern feil geboten wird, kann kein Mensch brauchen. Das ist wahrscheinlich einer der Gründe, warum es dort herumsteht. Davon darf man sich aber nicht abschrecken lassen. Um aus dem Ramsch die Schätze zu filtern, braucht man ein geübtes Auge. Dann entgeht einem auch nicht die vollendete Form eines alten Stuhls, der Charme eines blinden Spiegels oder die Wandelbarkeit einer morschen Truhe. Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters und Phantasie hilft. Oft kann etwas Schönes unter Schichten von Staub und Schmutz bloss erahnt werden. Der Schlüssel zum Plunder-Wunder ist, dass man sich vorstellen kann, wie das Objekt der Begierde aussehen könnte, nachdem man es aus seinem Dornröschenschlaf aufgeweckt hat. Ausserdem braucht es eine sichere Hand, unter all dem nutzlosen Zeug, das Stück hervorzuziehen, welches nach einer gründlichen Reinigung und einem Anstrich Farbe zum Schmuckstück mutiert. 




Drei Regeln kann ich Trödeljungfrauen mit auf den Weg geben: 

Regel Nummer 1: 
Kaufen Sie nichts, das Sie nicht selbst reinigen oder reparieren können. 

Regel Nummer 2: 
Über den Preis kann meist verhandelt werden, aber bleiben Sie realistisch und fair. 

Regel Nummer 3:
Lassen Sie die Finger von Häckeldeckchen, geschnitzten Holz-Eulen und anderen Geschmacklosigkeiten – ausser Sie sind sicher, dass Sie diese Dinge drastisch verändern und zum Kultobjekt umstylen können. 

Konzentrieren Sie sich vorwiegend darauf: Stühle, Sessel, Kleinmöbel, Spiegel, Bilderrahmen, Glas, Porzellan, Silber, Schmuck und Kunstobjekte (Büsten, Statuen, Bilder).  All diese Dinge lassen sich hervorragend reinigen, können neu bezogen oder gestrichen werden. Nutzen Sie Ihr Vorstellungsvermögen. Vieles sieht zum Beispiel weiss gestrichen umwerfend aus, wenn die Form des Objektes stimmt.



Es gibt allerdings auch Stücke, an denen nichts gemacht werden muss, weil sie einfach für sich sprechen. Patina und abgeplatzte Farbe kann in einer durchgestylten Wohnung ein Hingucker werden. Gleiches gilt für ungewöhnliche Stücke, die einzeln grauenhaft sind (70er Jahre Vasen, Nippes, alte Bilder etc) aber in grossen Mengen einfach cool aussehen.


Bild: http://frommoontomoon.blogspot.ch/search/label/collections


Wenn Sie noch Anfängerin sind, gehen Sie am besten ohne Begleitung los. Anhang ohne Sinn für das Aussergewöhnliche ist schlecht fürs Selbstbewusstsein, denn er wird Ihre Wahl beständig anzweifeln und fragen, wo denn dieses Objekt hin soll oder was damit gemacht werden kann. Das nervt. Warten Sie mit Begleitung, bis Sie etwas mehr Erfahrungen gesammelt haben. Fortgeschrittene können Ihre Auswahl rechtfertigen und lassen keine Zweifel aufkommen. Profis können nicht nur Ihren Entschluss selbstsicher vertreten, sondern gleichzeitig begründen und plausibel erklären: "Ich habe keine Ahnung, wozu das gut ist oder wie es mal aussehen wird, aber mein Bauch sagt, dass es mitkommt und dass es irgendwann perfekt sein wird."


Bild: http://www.tophomedesigns.com/25-cozy-shabby-chic-furniture-ideas-home/


Sie benötigen circa 50 Ramsch-Schnüffel-Stunden und 10 Vorher-Nachher-Schmuckstücke, um zur Meisterprüfung zugelassen zu werden. Fangen Sie also schon mal an zu üben!

Hier sind ein paar gute Adressen:

Brocki-Land, Steinstrasse 68, 8003 ZürichArche Brockenhaus, Hohlstrasse 489. 8048 ZürichZürcher Brockenhaus, Neugasse 11, 8005 ZürichBrockito, Robert Maillart Strasse 14, 8050 ZürichBrocki-Land Fahrweid, Überlandstrasse, 8951 Fahrweid (bei Schlieren)Brockenstube Au, Seestrasse 319, 8804 Au (ZH)Flohmarkt, Bürkliplatz, Zürich, Mai-Oktober, jeden Samstag 16.30-15.30Flohmarkt, Kanzleistrasse 56, 8004 Zürich, jeden Samstag 08.00-16.00




Bild: http://decor.iyashinohitoduma.com/decor-vintage-market/











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